Zusammenfassung
Hintergrund: Die häufigste Ursache der Erblindung älterer Menschen in Deutschland ist die neovaskuläre
altersabhängige Makuladegeneration (nAMD). Im Rahmen der nicht interventionellen OCEAN-Studie
wurden die Basisdiagnostik, die Behandlung mit Ranibizumab sowie die weiteren Verlaufskontrollen
im klinischen Alltag prospektiv dokumentiert.
Patienten: Im Rahmen einer Zwischenanalyse der laufenden Studie (NCT02194803) wurde die regionale
Versorgung in den 17 Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) untersucht.
Zusätzlich erfolgte eine stratifizierte Analyse der Daten nach Kreistypen. Es wurden
nur Daten von Patienten betrachtet, für welche die 1. Behandlung mit Ranibizumab berichtet
wurde.
Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 5606 Patienten dokumentiert. Davon wurden Daten von 2658
behandlungsnaiven nAMD-Patienten in dieser Analyse berücksichtigt, die durch 324 teilnehmende
Augenärzte dokumentiert wurden. Im bundesweiten Mittel war die Mehrheit der Patienten,
die eine intravitreale operative Medikamentenapplikation (IVOM) erhielt, weiblich
(60 %). Das Durchschnittsalter betrug zu Beginn 77,7 ± 8,2 Jahre. Die deutliche Mehrheit
der dokumentierten Patienten war gesetzlich krankenversichert (91 %). Während der
Eingangsuntersuchung wurde für 72 % aller Patienten eine Fluoresceinangiografie (FLA)
und für 76 % eine optische Kohärenztomografie (OCT) durchgeführt. Eine Kombination
beider Untersuchungen fand bei 54 % aller Patienten statt, wobei dies regional zwischen
26 % (Sachsen-Anhalt) und 100 % (Berlin) variierte. Die Wartezeit zwischen der Erstuntersuchung
und der 1. Injektion betrug durchschnittlich 20,0 ± 18,5 Tage. Diese Wartezeit war
kürzer in Sachsen (11,9 ± 13,9 Tage) und Schleswig-Holstein (8,9 ± 9,4 Tage), länger
dagegen in Brandenburg (28,5 ± 22,8 Tage) und Hessen (29,4 ± 19,9 Tage). In verschiedenen
Modellen (ANOVA-adjustiert mit/ohne Wechselwirkung) zeigte sich ein signifikanter
Zusammenhang zwischen Kreistyp, Bundesland und fachlichem Schwerpunkt des Augenarztes
mit der Behandlungsverzögerung.
Schlussfolgerung: Bezüglich der Zusammensetzung des Patientenkollektivs ließen sich keine wesentlichen
regionalen Unterschiede bez. Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht erkennen. Regionale
Unterschiede in der Versorgung der nAMD-Patienten traten überwiegend im Einsatz der
diagnostischen Methoden sowie in den Wartezeiten zwischen der Erstuntersuchung und
der 1. IVOM-Behandlung auf. Die regionalen Unterschiede haben ein Ausmaß, das angesichts
der erheblichen Behandlungsverzögerung Konsequenzen für die funktionellen Ergebnisse
erwarten lässt.
Abstract
Background: The main cause of blindness in the elderly in Germany is neovascular age-related
macular degeneration (nAMD). In the non-interventional OCEAN study, data were prospectively
collected on the routine clinical care of patients treated with the drug ranibizumab.
Patients: As part of an interim analysis within the ongoing study (NCT02194803), stratification
was performed by the 17 regions of the German associations of panel physicians and
by areas of different population density. Only data were analysed for patients for
whom the first treatment with ranibizumab was documented.
Results: A total of 5,606 patients were documented. The present manuscript reviews 2,658 treatment-naive
patients with nAMD, documented by 324 ophthalmologists. Most patients receiving an
intravitreal injection were female (60 %). The average patient was aged 77.7 ± 8.2
years at study start. The great majority of patients had statutory health insurance
(91 %). At baseline, fluorescein angiography (FLA) was performed for 72 % of patients,
while optical coherence tomography (OCT) was carried out for 76 %. A combination of
both was performed for 54 % of patients, varying regionally from 26 % (Saxony-Anhalt)
to 100 % (Berlin). The average waiting time between the first examination and the
first injection was 20.0 ± 18.5 days. With different statistical models (ANOVA adjusted,
with/without interactions), significant effects on treatment delay were found for
district type (population density), federal state and type of specialist.
Conclusion: No major regional differences were observed in the demographic characteristics of
the patient population. The main regional disparities in the care of nAMD patients
were in the application of diagnostic methods and the waiting times between the first
examination and the first drug administration. The regional variations in treatment
delays could clearly influence the risk of worse functional outcome.
Schlüsselwörter altersabhängige Makuladegeneration - Ranibizumab - regionale Versorgung - intravitreale
medikamentöse Medikamentenapplikation
Key words age-related macular degeneration - ranibizumab - regional healthcare - intravitreal
injection